Maarten ‘t Hart: Der Nachtstimmer
Der neue Roman des bekanntesten niederländischen Gegenwartsautors ist eine Hommage an den Orgelbau. Im Dezember 2017 hat der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO Orgelbau und Orgelmusik als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.
Maarten ‘t Hart siedelt seinen Roman in einer kleinen Hafenstadt in Südholland an. Die Menschen dort sind sehr skurril, misstrauisch gegen jeden Fremden und zum Teil sehr klerikal. Der Orgelstimmer Gabriel Pottjewijd soll hier eine der berühmten Garrel-Orgeln stimmen. Da sich eine Schiffswerft in der Nähe der Kirche befindet, ist der Lärm tagsüber so laut, dass er das Stimmen auf die Nacht und die frühen Morgenstunden legen muss.
Unterstützt wird er beim Stimmen durch Lanna, ein autistisches Mädchen, das von der Bevölkerung als debil eingeschätzt wird. Sie verweigert jedes Wort in niederländischer Sprache, wiewohl sie diese sehr gut beherrscht. Sehr viel besser als ihre Mutter, die bildschöne Witwe eines Schiffskapitäns, die allen Männer des Ortes den Kopf verdreht, aber keinen an sich heranlässt.
Gabriel Pottjewijd gelingt es, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch das ist nicht allen Ortsansässigen genehm und so beginnt ein kleiner Krimi als Nebenhandlung.
Maarten ‘t Hart kennt sich mit seiner Materie bestens aus, er liebt die Musik, Orgeln sind ihm ebenso vertraut wie die Bibelverse, die er zum Teil sehr kritisch beäugt. Auch wenn er manchmal etwas ausführlicher auf das Stimmen der Orgel eingeht, liest sich der Roman sehr spannend und man kann ihn nicht aus der Hand legen.
SB
mehr...